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Wochenimpuls zum Sonntag, den 17. März 2024

Gottes Weisung be-Herz-igen
(zu Jer 31,31-34)

Haben Sie schon einmal etwas beherzigt? Oder sich etwas zu Herzen genommen? Oder sich eine Sache zu einem Herzensanliegen gemacht? Sind Sie bei einer Aktion mit Herzblut dabei? Was wünschen Sie sich von ganzem Herzen? Wen tragen Sie im Herzen?
Es gibt viele Ausdrücke, die vom Herz sprechen. Allen ist gemeinsam: Es geht um etwas, was wichtig, ja entscheidend ist. Das Herz kommt immer dann ins Spiel, wenn es ums Ganze geht, wenn wir voll dabei sind, ohne wenn und aber. Deshalb hat man in der Antike, vor allem aber in der Bibel, das Denken, Planen und Entscheiden, die Vernunft und das Wollen im Herzen angesiedelt, nicht im Kopf, wie wir es heute tun. In der Bibel ist das Herz das Zentrum und die Mitte des Menschen. Deswegen schreibt der Prophet Jeremia, dass JAHWE, der Gott Israels seine Weisung auf das Herz der Israeliten schreiben will.
Wie heute war die Zeit des Propheten Jeremia eine Zeit voller Krisen und Katastrophen. Jeremia klagte, dass sich sein Volk auf falsche Sicherheiten stütze. Den König rügt er wegen seiner unsozialen Politik. Das Volk forderte er zur Umkehr auf. Sie sollen sich Gott wieder mit ganzem Herzen zuwenden. Doch nur wenige nahmen Jeremia ernst. Soll er reden was er will. Was Jeremia vorhergesehen hatte, geschah: Die Babylonier eroberten Jerusalem und zerstörten Stadt und Tempel. Ein verwüstetes Land blieb zurück. Die Überlebenden fragen: Wie soll es weitergehen? Hat sich Gott ganz von uns abgewendet?
Die Frage ist falsch gestellt: Wer hat sich von wem abgewendet? In den Worten der Lesung wird Gottes Trauer und Verzweiflung deutlich spürbar. ER hatte Abraham nach Palästina geführt und mit ihm einen ewigen Bund geschlossen. Später führte JAHWE sein Volk Israel aus der Sklaverei Ägyptens und schloss mit ihnen am Sinai einen Bund. Immer wieder bekräftigte Gott diesen Bund und bot seinem Volk einen Neustart an. Immer wieder erinnerte ER sein Volk an seine Weisung, vor allem durch die Propheten.
Schön wär´s gewesen – aber es hat aber nicht geklappt: Denn immer wieder hat Israel hat den Bund mit Gott gebrochen. Doch Gott gibt nicht auf, sondern verheißt durch Jeremia einen neuen Bund, der eigentlich nichts anderes ist als eine Neuauflage des alten, immer gleichen Bundes. Neu daran ist, dass die Weisung Gottes nun nicht mehr auf Stein oder Papier, sondern auf den Herzen der Menschen geschrieben steht.
Und? Ist dieser „neue Bund“ schon da? Dadurch, dass sich Jesus im Abendmahlssaal auf diese Worte Jeremias berief, meinten Christen, dass ihre Religion dieser neue Bund sei, man deshalb vom Alten und vom Neuen Bund, vom Alten und Neuen Testament sprechen könne. Heute spüren wir, wie fatal diese Redeweise ist, weil sie uns Christen dazu verführt hat, das sogenannte Alte Testament und das Judentum als „veraltet” abzuwerten. Doch Gottes Bund mit Israel ist unwiderruflich. Und wenn wir uns genauer anschauen, worin der „neue Bund“ besteht, merken wir, dass diese Verheißung Gottes noch längst nicht Wirklichkeit unter uns ist.
Gott will nun seine Weisung in der Mitte der Menschen, auf ihr Herz schreiben. Das bedeutet nicht nur, dass die Menschen die Weisung Gottes kennen, sondern dass sie diese wirklich be-herz-igen. Was mir auf dem Herzen geschrieben steht, das befolge ich ohne Zögern, ohne Hintergedanken, freiwillig, eben – von Herzen gern. Ich handle dann aus freien Stücken und gern nach den Geboten Gottes, mit voller Absicht und klarer Vernunft, aus ganzem Herzen, ganzer Seele, mit all meinem Denken und ganzer Kraft.
Dann aber braucht es keine Pfarrer, keine Prediger, Religionslehrer/innen, keine Theologieprofessoren und Kardinäle mehr, niemand, der andere belehrt. Dann muss keiner mehr mahnen: Befolge Gottes Gebote! Denn alle, klein und groß, leben von sich aus, freiwillig, gern und ohne Zögern, nach der Weisung Gottes.
Der „neue Bund“ bedeutet letztlich nichts anderes, als dass der alte, der eine und ewige Bund Gottes nun endlich auch von Seiten der Menschen eingehalten wird und die Welt, Gottes Schöpfung, wieder zum Paradies wird. Sie werden zugeben müssen, dass dieser „neue Bund“ ist noch längst nicht da ist, auch nicht im Christentum. Gottes Verheißung des „neuen Bundes“ im Buch Jeremia ist bis heute nicht verwirklicht.
Zugleich übersehen wir viel zu oft all das, was an Gutem und Lebensförderndem in unserer großen und kleinen Welt geschieht. Doch wer bewusst darauf schaut, der erkennt, wie viele Menschen in ihrem Alltag Gutes im Sinne von Gottes Weisung tun. Und wenn wir auf uns selbst schauen: Auch wir selbst tun oft ganz gerne das Gute! Wir tun es, weil wir meist ganz gut wissen, was dem Leben dient und was nicht, was anderen und mir selbst gut tut, und was nicht. Dafür brauche ich weder Bibel noch Bürgerliches Gesetzbuch, weder Pfarrer noch Lehrer, weder Polizei noch Gerichte, sondern allein das Gespür dafür, was mein Herz mir an Wegweisung aufzeigt. Der „neue Bund“ wächst, wenn wir damit anfangen, Gottes Gebot wieder mehr zu be-herz-igen, also in unsere Planungen und Vorhaben aufzunehmen und das zu verwirklichen, was wir in uns längst wissen.
Wir kennen das aus unserem Verhalten gegenüber der Natur und der Umwelt: Eigentlich müssten wir weniger Auto fahren, weniger unnütze Sachen kaufen, weniger Fleisch essen, viel weniger Plastikmüll verursachen, mehr erneuerbare Energien erzeugen, usw. eigentlich. Und ab und zu gelingt uns das ja auch. Man müsste es mehr beherzigen, von innen heraus, aus dem Herzen, das Bessere tun.
Aber auch in unserem Christsein: Beim Bibelgespräch erlebe ich immer wieder, wie klar es eigentlich jedem/r Christ ist, was in der Bibel steht oder was Jesus meint. Da braucht es kein Theologiestudium, keine Fachleute, keine Kirchenprofis. Wenn ich mit all meiner Lebenserfahrung, mit meinem Denken und meinem Herzen auf das Wort der Schrift höre, dann hilft mir mein Herz dabei, die richtigen Schlüsse für mein Leben zu ziehen.
Erst, wenn aus dem „man müsste“ ein „ich will und mache“ wird, dann funktioniert das mit dem Herzen. Ja Gottes Weisung schon längst in unserere Mitte und auf unser Herz geschrieben. Was wir heute mehr denn je brauchen ist, ist die Ungeduld des Herzens. Wie in der Liebe zwischen zwei Menschen, die die Sehnsucht ungeduldig zueinander treibt. So soll uns unser Herz antreiben, das Gute zu tun: die Umwelt schonen, ein Herz für die Bedürftigen haben, ohne zu zögern zu helfen, wo es nötig ist.
Nehmen Sie sich heute etwas Zeit und fragen Sie sich, was Sie eigentlich längst an Gutem tun wollten. Schreiben Sie es auf Ihr Herz – und machen Sie es dann einfach. Dann beginnt ein im Kleinen hier und heute der „neue Bund“. Gott hilft uns dabei.

Reinhold Walter

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